Im April 2021 haben wir uns nach 90 Jahren dazu entschlossen die Milchwirtschaft auf unserem Familienbetrieb einzustellen.
Am 17.04.2021 haben wir unsere Entscheidung in die Tat umgesetzt - unsere Kühe wurden abgeholt. Nun ist es leer in unserem Stall. Wie geht es jetzt weiter? Wie geht es unseren Kühen? Was bedeutet die Aufgabe unseres Milchviehbetriebes für den Markt, unseren Ort und was eigentlich für uns persönlich?
Wir haben alle unsere Kühe an einen größeren, moderneren Betrieb in Schleswig-Holstein verkauft. Wir wollten unsere Herde als ganzes abgeben und es war nicht einfach einen geeigneten Betrieb dafür zu finden. Glücklicherweise waren wir nicht gezwungen die Kühe schnell los zu werden und hatten genug Zeit für die Suche.
Sie leben nun in einem Offenlaufstall und haben täglichen Weidegang. Das konnten wir ihnen hier, durch unsere Lage mitten im Dorf, leider nicht bieten. Wir haben bei dem Betrieb ein gutes Gefühl und sind überzeugt, dass es unsere Kühe dort gut haben werden. Leider kann ich mich nun nicht mehr selbst täglich davon überzeugen, dass es ihnen gut geht. Das ist jetzt vorbei!
Unser Ort hat nun nur noch einen Milchviehbetrieb. Vor zwei Generationen gab es in unserem relativ kleinen Ort noch ein dutzend Milchbauern.
Die Zahl der Milchbauern hat sich in den vergangenen Jahrzehnten bereits drastisch reduziert. Die aktuellen Billigpreise sind kaum zu verkraften. Von den 70 Cent, die der Verbraucher im Supermarkt bezahlt, kommen im besten Fall zwischen 30 und 35 Cent, im schlechtesten Fall nur rund 20 Cent beim Milchbauern an. Das reicht nicht mal ansatzweise, um die Kosten zu decken.
Wir stehen nach wie vor alle hinter dieser ganz betriebs- und familienindividuellen Entscheidung. Vor allem die Geburt unserer Tochter hat mir gezeigt, dass ich mehr Zeit für meine Familie haben möchte. Auch für meine Eltern hat die Aufgabe der Milchviehhaltung eine große Bedeutung. Sie werden nun nicht, wie auf den Betrieben häufig normal, bis zum Umfallen auf dem Hof arbeiten. Sie freuen sich, dass sie nun mehr Freiheiten haben. Ich gebe allerdings zu, dass ich tief durchatmen musste, als die Kühe verladen wurden. Wir haben mit dem neuen Betrieb eine sehr gute Lösung gefunden und das macht es leichter. Dennoch ist der Stall nun ganz leer - das ist für uns alle noch komisch!
Nun schmieden wir Pläne wie es weitergeht und auf einmal tun sich Türen auf, an die man bisher nicht gedacht hat! Die Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Bauern bieten viele Möglichkeiten!
Ich freue mich auf unsere neue Zeit!
Euer Landwirt Lukas
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